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Meine Erfahrungen mit Stoffwindeln - PapaBlog

Gastbeitrag PapaBlog: Da ich letzte Woche mit meinem Sohn im Urlaub war, durfte mein Mann mal so richtig tief in die Stoffwindelwelt eintauchen und sich komplett alleine um unsere Mädels und ihre Windeln kümmern. Das hat ihm so gut gefallen, dass er einen Beitrag schreiben wollte. :-) Und hier ist nun auch sein erster Gastbeitrag im Windelmanufaktur-Blog. Hallo Papa!


Der Papa mit seinen drei Kleinen :-)

Der Papa mit seinen drei Kleinen :-)

Meine Erfahrungen mit Stoffwindeln

Aus gegebenem Anlass habe ich mir gedacht, einen kleinen Erfahrungsbericht zum Thema Stoffwindeln zu schreiben. Welcher Anlass denn? Meine Frau Stephanie war in der vergangenen Woche mit unserem großen Sohn für eine Woche in London – und ich mit den beiden Mädels allein zu Hause...

Der Typ will echt über Stoffwindeln schreiben?

Ja! :-) Denn wir windeln unsere Kinder seit inzwischen zwei Jahren mit Stoffwindeln. Unser Sohn hatte das Vergnügen damals leider nicht, er wurde noch komplett mit Wegwerfwindeln gewickelt. Für mich war das vollkommen normal, denn ich kannte damals niemanden, der mit Stoffwindeln gewickelt hat. Wenn mich jemand gefragt hätte, ob wir nicht mit Stoffwindeln wickeln wollen, wäre mir das ziemlich absurd vorgekommen. Ich hätte wahrscheinlich gesagt, dass das viel zu umständlich und völlig unpraktisch sei.

Und warum sind wir dann trotzdem bei Stoffwindeln gelandet?

Das einschneidende Erlebnis, welches uns zum Umdenken gebracht hat, war ein Urlaub bei meinem besten Freund an der Ostsee. Wir verbrachten im Winter 2011/12 gemeinsam mit ihm eine Woche in seinem neugebauten Haus auf Usedom. Da das Haus noch nicht ganz fertig war, gab es auch noch keine Mülltonne und wir mussten den Müll von der ganzen Woche sammeln, um ihn dann nach dem Urlaub komplett zu entsorgen. Dabei wurde uns eindringlich vor Augen geführt, wie viel Müll durch Wegwerfwindeln produziert wird. :-(

Wir hatten in diesem Urlaub drei Kinder, die gewindelt werden mussten. Henriette war damals ca. vier Monate alt, Josephine zwei und Alexander vier Jahre alt. Ihn mussten wir windeln, da er eine bakterielle Infektion hatte und die Creme lange einwirken musste. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie riesig dieser Müllberg nach einer Woche war! Ich schätze, dass wir in der Zeit ungefähr 100 Windeln verbraucht haben – die Windeln alleine füllten mehrere große Müllsäcke! Es war für mich echt grausam zu sehen, wie wir mit dem Gebrauch von Wegwerfwindeln unsere Umwelt verschmutzten. Die folgende Grafik verdeutlicht das ganz eindrucksvoll...

Wegwerfwindeln brauchen im Durchschnitt 450 Jahre bis sie verrotten. (Quelle: https://www.windelmanufaktur.com/media//wysiwyg/wordpress/m/a/Marine-debris...-918.jpg)

Wegwerfwindeln brauchen im Durchschnitt 450 Jahre bis sie verrotten. (Quelle: www.activeseakayaking.ca)

Das war unser Schlüsselerlebnis und wir waren uns nach dem Urlaub absolut einig, dass es so nicht weiter gehen konnte und wir unsere Umwelt nicht weiter in dem Maß belasten wollen. Zugegebenermaßen habe ich mich dann etwas aus der Lösungsfindung ausgeklinkt und bekam von meiner strahlenden Ehefrau nach einigen Tagen Bindewindeln und Wollüberhosen präsentiert. Mein erster Kommentar war: „Kannst Du gern machen (dann fällt für mich das Windeln aber aus)“. So war es dann auch... Stephanie war fest entschlossen, das durchzuziehen und war völlig vom Stoffwindelvirus befallen – ich dagegen irgendwie weniger... ;-)

In meiner Erinnerung habe ich die Kinder vielleicht zwei- oder dreimal mit Bindewindeln gewickelt. Das war mir alles einfach viel zu kompliziert und ich war echt genervt von dem Gefimmel und Geknote am lebenden – und vor allem sich bewegenden – Objekt. Kleine Kinder haben irgendwie oft die Gewohnheit, beim Wickeln nicht still liegen zu bleiben. Und dabei eine Bindewindel anzulegen und zusammenzubinden, das war mir zu stressig. Spätestens bei dem Gewurschtel mit den Wollüberhosen die irgendwie nie um Babybeinchen passen und dem Gezerre mit Kinderstrumpfhosen und Hosen, die immer zu klein zu sein scheinen für die wuchtigen Windelpakete war meine Geduld dann völlig am Ende.

„Stoffwindeln - mal so grundsätzlich angefangen“

- so lautete einer der ersten Blogbeiträge von Stephanie, in dem es um Stoffwindeln ging. Den Beitrag über unsere Stoffwindelanfänge findest Du in unserem Blog-Archiv inklusive einiger Fotos unserer ersten Stoffwindeln. In diesem Blogpost kannst Du ziemlich gut erkennen, wie intensiv sich meine Frau in die Stoffwindelmaterie damals eingearbeitet hat. Zum Glück für mich – denn dadurch kamen auch etwas komfortablere Systeme ins Haus. :-) So richtig angefangen mit Stoff zu windeln habe ich in dem Moment als wir eine größere Lieferung Pocketwindeln erhalten hatten. Das Anlegen der Windel geht bei Pockets wesentlich einfacher als bei den Bindewindeln.

Von da an war ich so richtig mit an Board – naja, noch nicht ganz. Vor dem Saubermachen habe ich mich gedrückt. Ich habe die beiden Mädels gewindelt, den Rest durfte Stephanie erledigen, vor allem vor dem Auswaschen der festeren Bestandteile (oder, ähem, weniger festeren) habe ich mich damals noch geekelt. Irgendwie schien mir der Gedanke, das zunächst per Hand auszuwaschen, bevor die Windel in die Waschmaschine kommt, ziemlich befremdlich. Da hat mir das Zuschauen schon vollkommen ausgereicht. ;-)

Mit Pocketwindeln konnte ich mich anfangs am ehesten anfreunden (Sommer 2012).

Mit Pocketwindeln konnte ich mich anfangs am ehesten anfreunden (Sommer 2012).

In der Folge probierten wir noch einige andere Windelsysteme aus. Frag mich bitte nicht, was genau für Systeme das waren. Falls es Dich interessiert, schau einfach im Blogarchiv nach. Stephanie hat zu den meisten Windelsystemen, die wir probiert haben, etwas geschrieben. Alternativ gibt es auch die – wie ich finde – sehr gelungene Übersichtsseite zu Stoffwindel Systemen. Dort findest Du sehr viele Informationen rund ums Stoffwindeln.

Da mir aber auch das Stopfen der Pocketwindeln (da werden die Einlagen in so eine Art Stofftasche hineingeschoben) noch zu kompliziert erschien und meine Frau eine kleine Tüftlerin ist, bat ich sie, da doch mal etwas Besseres zu erfinden. ;-) Sie hat das auch wirklich ernst genommen und sich im Verlauf von einem dreiviertel Jahr eine eigene Stoffwindel ausgedacht – die Manufakturwindel. Bis zum fertigen Produkt und bei gefühlten eintausend Prototypen hatte ich noch unzählige Einwände und Verbesserungswünsche. Schließlich wollte ich möglichst einfach und unkompliziert windeln. Im Januar 2013 war es dann so weit, die Manufakturwindel war fertig.

Meiner Meinung nach absolut vätertauglich – da bürge ich dafür ;-)

Diesen Windeln konnte ich mich dann selbstverständlich nicht mehr entziehen und habe mit den Manufakturwindeln angefangen, die Stoffwindelei komplett durchzuziehen – also Kinder wickeln, Stuhl auswaschen, Stoffwindeln waschen und alles was sonst noch dazugehört! Ich kann Dir gar nicht mehr sagen, wie es dazu kam, dass ich doch angefangen habe, die gröberen Bestandteile mit der Hand auszuwaschen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es für mich mittlerweile etwas ganz natürliches geworden ist. Es ist ja auch überhaupt nichts dabei. Einfach die vollgekackte Einlage nehmen, unter fließendes Wasser halten, mit Gallseife einweichen und dann abspülen. Das ist alles und das Schöne ist, man kann sich hinterher die Hände waschen. ;-)

Im Nachhinein bin ich sehr enttäuscht von mir, dass ich Stephanie anfangs den vermeintlich ekligen Part alleine überlassen habe und ich kann nicht verstehen, dass mich etwas so natürliches so viel Überwindung gekostet hat.

Puuh, jetzt habe ich aber ganz schön weit ausgeholt. Nun zu meinen Erfahrungen als stoffwindelnder Papa allein mit zwei kleinen Mädels.

Wie gesagt, vorige Woche war es dann so weit, ich war zum ersten Mal mit unseren kleinen Mädels für eine längere Zeit allein zu Hause. Das hieß für mich zum ersten Mal, die Stoffwindelei komplett alleine zu verantworten.

Meine Erfahrungen mit Stoffwindeln: Wir hatten viel Freude beim Windeln!

Wir hatten viel Freude beim Windeln!

Da unsere Kleinste zur Tagesmutter geht, habe ich erst einmal einen großen Beutel mit Stoffwindeln fertig gemacht. Damit es die Tagesmutter so einfach wie möglich hat, habe ich die Windeln komplett bestückt, also auch Windelvlies reingelegt. Der Vorteil für die Tagesmutter besteht darin, dass sie bei einem großen Geschäft das Vlies inklusive Inhalt komplett entsorgen kann und die Einlage meistens nur geringe Verschmutzungen aufweist. Nachmittags, wenn ich Henriette abgeholt habe, habe ich dann immer einen Beutel von der Tagesmutter mitbekommen, in dem die benutzten Windeln waren – in der Regel waren das drei Stück. Diese habe ich dann direkt in einem großen Wetbag (ein großer atmungsaktiver und wasserdichter Beutel, der immer mit den Windeln in die Waschmaschine kommt) gesammelt. Falls die Kleine ein großes Geschäft gemacht hat, habe ich die Einlage und gegebenenfalls die ganze Windel unter fließendem Wasser sauber gemacht und das Ganze dann auch in den Wetbag getan. Unsere mittlere Tochter braucht tagsüber keine Windel mehr, sondern nur nachts, so dass es bei ihr richtig einfach ist.

Als ich mit den beiden Mädels am Wochenende die Spielplätze der Umgebung unsicher gemacht habe, habe ich einfach eine Ersatzwindel, Waschlappen und einen kleinen Wetbag eingepackt. Als Henriette einmal gekackt hatte, habe ich ihr einfach die Windel ausgezogen, zusammengeklappt und das Ganze in den Wetbag gelegt und ihr die Ersatzwindel angezogen. Fertig! Zu Hause habe ich dann alles ausgespült und in den großen Windelwäsche-Wetbag gelegt. Es könnte nicht einfacher sein...

Auch nachts ist Stoffwindeln überhaupt kein Problem. Ich habe beim Windeln am Abend einfach mehr Einlagen in die Windeln gemacht und die Windeln sind auch nie ausgelaufen. Ich musste in der einen Woche genau zwei Windelwäschen machen. Auch hier war ich echt erstaunt wie einfach das ist. Einfach die schmutzigen Windeln aus dem großen Wetbag in die Waschmaschine kippen, den Wetbag hinterherwerfen, Waschpulver einfüllen und anschalten. Anschließend die Windeln rausholen, direkt in den Trockner legen und trocknen lassen.

Ich gebe zu, dass ich zu faul war, die Windeln aufzuhängen – oder hat es an den beiden Tagen geregnet? ;-) Anschließend habe ich die Windeln mit Einlagen bestückt und weggeräumt, so dass sie sofort wieder einsatzbereit waren. Zum Glück benutzen wir kaum noch Pocketwindeln, so dass das Einlegen der Einlagen auch wirklich schnell geht.

Stoffwindeln waschen ist supereinfach....

Stoffwindeln waschen ist supereinfach....

Die ganze Prozedur dauert zwar insgesamt vier Stunden, aber der tatsächliche Arbeitsaufwand ist minimal. Ich schätze, dass mich das Ganze pro Windelwäsche 20 Minuten gekostet hat. Pro Waschgang habe ich etwa 20 bis 25 Windeln gewaschen. Naja, nicht ganz, denn der Großteil der Windeln, die ich benutzt habe, waren Manufakturwindeln. Das heißt ich musste nicht jedes Mal die komplette Stoffwindel waschen sondern vor allem die Einlagen, so dass die Wäschemenge und der Arbeitsaufwand auch nicht so groß ist, als wenn man immer die komplette Windel waschen muss.

Mein Resümee der Woche als alleinwindelnder Vater

Ich hatte ehrlich gesagt schon ziemlichen Respekt davor, die Sache mit den Stoffwindeln alleine durchzuziehen. Nach der Woche muss ich sagen, dass ich nie gedacht hätte, dass es so einfach ist, mit Stoffwindeln zu wickeln. Ich bin richtig glücklich, die Erfahrung gemacht zu haben und bin nun restlos vom Stoffwindeln begeistert!

Achja, die beiden Mädels haben einen Abend und die Nacht bei ihrer Oma verbracht. Die hatte noch einen Restbestand Wegwerfwindeln. Als die Mädels am nächsten Vormittag nach Hause gekommen sind und ich Henriette gewindelt habe, bemerkte ich einen Geruch, den ich lange nicht mehr ertragen musste – den Gestank einer Wegwerfwindel. Vielleicht habe ich einen komischen Geruchssinn, aber ich finde, dass Wegwerfwindeln so eigenartig stinken, wenn sie vollgepullert sind. Kennt Ihr das auch? Außerdem empfand ich die Haptik und das Aussehen im Vergleich zu Stoffwindeln grausam...

Mein Langzeitfazit

Nach den Erfahrungen, die ich in den letzten zwei Jahren und speziell auch in der beschriebenen Woche gemacht habe, gibt es für mich keinen Grund mehr, meine Kinder mit Wegwerfwindeln zu windeln. Aus meiner Sicht haben Stoffwindeln extrem viele Vorteile gegenüber Wegwerfwindeln. Für mich sind das hauptsächlich:

Zusammenfassend ergibt sich für mich eine Frage: Warum sollte ich mit Wegwerfwindeln wickeln, wenn Stoffwindeln ihnen in den für mich entscheidenden Punkten überlegen und auch noch günstiger sind?

Wie siehst Du das? Kannst Du mir zustimmen oder hast Du eine andere Meinung dazu?

Ich habe festgestellt, dass es oft die Frauen sind, die das Stoffwindeln forcieren und die Männer machen oft „nur“ mit. Wie ich geschrieben habe, ging das Stoffwindeln bei uns von uns beiden aus, wobei meine Frau die treibende Kraft bei der Umsetzung war. Deshalb würde mich Dein Feedback zu meinem Artikel oder eine Antwort auf meine folgenden Fragen sehr freuen und interessieren:

  • Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
  • Wer hat bei Euch das Stoffwindeln forciert?

Und ganz besonders würde ich mich freuen, wenn der eine oder andere Mann mir seine Erfahrungen mit Stoffwindeln mitteilen würde.

Update (01.11.2013): Sören von schickgewickelt.de hat auch einen Beitrag über seine Erfahrungen mit Stoffwindeln geschrieben. Ich finde ihn super schön geschrieben, sehr informativ und kurzweilig. Du solltest ihn Dir unbedingt ansehen.