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11.03.23

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Zwillinge = viel Arbeit + Müllberge? Erfahrungsbericht über Zwillinge mit Stoffwindeln wickeln

Zwillinge mit Stoffwindeln wickeln Erfahrungsbericht

Ein Hinweis vorab: Dieser Text stammt im Original aus dem ZWILLINGE-Heft 287. Die Zeitschrift gibt es zwar leider nicht mehr, aber die Seite www.twins.de mit allen Möglichkeiten, Bücher zu kaufen, existiert noch.

Zwillinge und Stoffwindeln bedeuten viel Arbeit und Müllberge?

... das muss nicht sein! „Oh, Sie haben Zwillinge, das ist viel Arbeit ... da haben Sie bestimmt große Windelberge ...“ Welche Zwillingsmutter kennt diese Sätze nicht? Vor acht Monaten bin ich Mutter von zwei Mädchen geworden. Um die Geburt herum habe ich mir über alles Mögliche Gedanken gemacht, damit meine zwei so gesund und natürlich wie möglich aufwachsen können. Aber über eines habe ich gar nicht nachgedacht: Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln? Es war irgendwie von vornherein klar, dass ich Wegwerfwindeln benutzen würde.

Wieso eigentlich immer Wegwerfwindeln?

Wieso eigentlich? Wenn ich an Stoffwindeln dachte, hatte ich diese großen Moltontücher vor Augen und einen großen Bottich, in dem diese Tücher ausgekocht werden ... ein sehr altmodisches Bild von Stoffwindeln! Dass es heute ganz andere Systeme und natürlich auch optisch viel ansprechendere Windeln aus Stoff gibt, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.

Ein gutes Buch: Pipi. Kacka. Gut gewickelt.

Dann kaufte meine Schwester (sie ist auch Zwillingsmutter von zwei Jungs, inzwischen drei Jahre alt) letzten Sommer ein Buch zum Sauberwerden: „Pipi. Kacka. Gut gewickelt - ruckzuck windelfrei“. Hier werden die verschiedenen Formen der Stoffwindeln beschrieben. Und zwar so positiv, dass sogar meine Schwester, deren Jungs tagsüber schon trocken waren, noch für den Mittagschlaf und nachts mit Stoffwindeln anfing. Ich war sofort überzeugt und wollte gleich umsteigen. Diese Entscheidung fiel mir nicht schwer, nachdem ich gelesen hatte, dass Wegwerfwindeln auf Erdölbasis hergestellt werden, die sich als Film über die Babyhaut zieht und dass man auf drei Jahre gesehen circa 2.000 Euro für diese Windeln ausgibt - pro Kind wohl gemerkt - und bei Stoffwindeln nur circa 600 bis 800 Euro inklusive Waschkosten.


Zwillingsmutter Katharina Gimenez Ovelar
liest ZWILLINGE schon seit einigen Jahren.
Als ihre Schwester Antonia jetzt auch Zwil-
linge bekam, dachten die beiden Schwestern
drüber nach, auf ein Stoffwindelsystem umzu-
steigen. Antonia Geierstanger berichtet.


Der erste Schritt war nicht schwer, aber dann musste ich mich erst einmal durch den Dschungel an verschiedenen Windelsystemen und Anbietern kämpfen. Es ist die reinste Wissenschaft. Ok, die „alten“ traditionellen Wickelwindeln kamen für mich mit Zwillingen nicht in Frage, dann da hat man wirklich viel Wäsche und die Babywäsche genügt auch ohne Windeln schon.

Aber dann gibt es noch Pocketwindeln und „2 in 1“-Windeln oder „3 in 1“ ... bis man das erstmal versteht und dann weiß, was passt für mich und meine Kinder! Eine echte Herausforderung. Ich denke an diesem Punkt geben viele die Idee, mit Stoff zu wickeln schon wieder auf. In dem auf Seite 18 genanntem Buch und auf den Herstellerseiten findet man aber genaue Erklärungen zu den einzelnen Systemen.

Nun gut, der zweite Schritt war gemacht und ich hatte mich für das System „3 in 1“ entschieden. Denn das ist vom Gebrauch her wie eine Wegwerfwindel, nur besteht sie eben aus drei Stoffschichten. Einer Außenwindel, die aus schönen Stoffen besteht mit tollen Mustern.

Ich muss sagen, das hat bei mir eine entscheidende Rolle gespielt. Schon aufgrund der Optik ziehe ich sie den Babys gerne an! Dann kommt eine wasserundurchlässige Schicht entweder aus PUL (Polyurethanlaminat) oder aus Wolle, die beim Waschen imprägniert wird. Innen ist eine Einlage, die es aus verschiedenen Materialien und Stärken gibt, welche die Flüssigkeit aufsaugen.

Einmal entschieden habe ich also schnell die neuen Stoffwindeln bestellt und dann sehnsüchtig das Eintreffen des Päckchens erwartet, denn ich hatte mich für die teurere Variante von einer kleinen Manufaktur entschieden, die eine relativ lange Lieferzeit hat, da sie wohl viel in Handarbeit machen

Bestelladresse:
www.windelmanufaktur.com

Außenwindel PapierbootePapierboote Detail

So farbenfroh sehen die Windeln von außen aus. Noch mehr Farben und auch das Innenleben zeigen wir Euch weiter unten.


Endlich angekommen, habe ich die Windeln voller Freude ausgepackt und gleich einem Test unterzogen. Das Anlegen ist am Anfang etwas ungewohnt, aber je öfter man das macht, desto routinierter wird man und irgendwann geht es genauso schnell, wie bei Wegwerfwindeln auch.

Und dann die erste Enttäuschung - ausgelaufen! Nun gut, so schnell gebe ich aber nicht auf, vielleicht war es die falsche Einlage? Also nochmal bei der Herstellerin nachgefragt. Diese hat sich als sehr kommunikativ und freundlich herausgestellt, denn bei der einen Mail ist es nicht geblieben.

Bis die Windeln nicht mehr ausgelaufen sind, hat es einige Wochen gedauert. Zu Beginn sind die Einlagen nämlich noch nicht so saugfähig, bis man sie circa zehnmal gewaschen hat und dann muss man wirklich erst herausfinden, wann man welche Einlage braucht. Ich denke, dass ist von Kind zu Kind auch anders und meine zwei Mädchen haben sowohl viel gespuckt, als auch gepieselt.

Da ich immer wieder Tage hatte, an denen ich frustriert wieder zu Wegwerfwindeln gegriffen habe, habe ich schließlich doch noch die traditionellen Bindewindeln getestet. Ich muss sagen, es gefällt mir, wie man das Baby darin liebevoll einwickelt, auch in drei Lagen. Innen rein legt man eine Moltoneinlage, darüber kommt die Bindewindel, die man um das Baby knotet und oben drüber kommt eine Schurwollhose, welche die Kleidung vor dem Durchnässen schützt.

Nachteilig finde ich jedoch bei dieser Art des Wickelns, dass es eine sehr große Fläche ist, die dann nass um das Baby herum ist und die Wäscheberge sind wirklich sehr gewachsen mit diesen Bindewindeln, da man immer alles bis auf die Wollhose wechseln muss.

In den Anfängen meiner Stoffwindel Wickelzeit hatte es mich etwas gestört, dass die Babys einen so dicken Windelpopo haben und sehr breit gewickelt sind. Aber für die Hüftentwicklung ist dies ja nur von Vorteil.

Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, dass ich immer eine Kleidergröße größer brauche, aber mittlerweile fällt mir das gar nicht mehr auf.

Durch das Wickeln mit Stoffwindeln habe ich auch begonnen, meine Babys besser zu beobachten und habe so bereits im vierten Monat begonnen, sie über das Töpfchen zu halten, wenn sie pieseln müssen. Das haben meine zwei ganz schnell raus gehabt, dass es viel angenehmer ist, ins Töpfchen zu machen und nicht in die Windel. Vor allem auch das große Geschäft machen sie nur ungern in die Windel.

Eigentlich sind wir Menschen dumm, dass wir unsere Kinder erziehen, in die Windel zu machen! Von Natur aus will sich kein Tier und auch der Mensch nicht dreckig machen und wenn wir besser auf die Signale unserer Babys achten, muss das gar nicht sein.

Zugegeben, man muss sich anfangs etwas mehr Zeit nehmen, bis man heraus findet, wann das Baby pieseln muss. Aber es lohnt sich, das zu beobachten. So habe ich zufriedene Babys und nur kleine Wäscheberge und die Arbeit ist auch nicht wesentlich mehr, wie sie bei Zwillingen eben so ist.

Jetzt nach fünf Monaten Stoffwindelerfahrung kann ich sagen, ich würde es wieder machen.  Für mich ist die „3 in 1“-Windel die richtige Wahl, da sie wenig Wäsche produziert und die Fläche, die nass ist, auch sehr gering ist, so dass es für die Babys auch gerade im Winter nicht zu feucht und kalt ist.

Außenwindel CarminaAußenwindel Maria TheresiaAußenwindeln Karl Ludwig

Man muss häufiger wickeln, als bei super saugstarken Wegwerfwindeln, aber dafür produziert man deutlich weniger Müll,
lernt die Bedürfnisse seines Kindes besser kennen und sie werden sicherlich auch schneller trocken.

Bei den Einlagen habe ich dann auch noch welche einer günstigeren Firma getestet, welche mir vom Material und der Passform sogar noch besser gefallen. Positiv ist auch, dass man unterschiedliche Stoffwindelfirmen kombinieren kann. Man muss aber aufpassen, dass es von der Größe und Passform her geht.

Ein besonderes Plus ist für mich tatsächlich die Optik. Es macht einfach Spaß, sein Baby in schöne Stoffe zu hüllen und so lässt man die Babys auch gerne im Sommer nur mal mit Windel herumkrabbeln.

Auch die „großen“ Jungs meiner Schwester haben die Stoffwindeln trotz über zwei Jahren mit Wegwerfwindeln sofort akzeptiert. Auch bei ihnen sind sie anfangs leider oft ausgelaufen. Die Herstellerin hat tolle Tipps (bei Jungs zum Beispiel einen kleinen Waschlappen einlegen, mit den Fingern seitlich entlangfahren zum Glätten, Innenwindel durch Knoten verkleinern ...) gegeben.

Zwillinge und Schwestern
Zwei Schwestern - zweimal Zwillinge: Allessandro, lia, Adrián und juliana fühlen sich wohl mit dem Stoffwindelsystem. Falls man Fragen dazu hat, kann man direkt mit Stephanie Oppitz von der Windelmanufaktur Kontakt aufnehmen: [email protected]

Große Müllberge und viel Wascharbeit müssen mit modernen Stoffwindeln also nicht sein, sondern es kann auch einfach Spaß machen, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.

Nachtrag: Auch mit fast einem Jahr verwende ich die Stoffwindeln sehr gerne. Kurze Zeit habe ich Wegwerfwindeln verwendet, da ich das Gefühl hatte, dass meine Mädels ohne das dicke Windelpaket besser krabbeln lernen. Doch nun kommen sie gut vorwärts und ich kehre gern wieder zu den gesünderen Stoffwindeln zurück.
(Antonia Geierstanger)

Das Stoffwindel System der Windelmanufaktur