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07.03.16

Freya Donner "Windelfrei als Erleichterung und Bereicherung"

In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch Freya Donner vorstellen. Freya arbeitet seit März 2013 als Windelfrei-Coach bei windelfrei-bonn. Hauptberuflich ist sie Klavierlehrerin :-). Wenn ihr jemand vor 5 Jahren gesagt hätte, dass sie eines Tages Expertin in Sachen Windelfrei und Trockenwerden ist, hätte sie sich vermutlich scheckig gelacht.

In unserem Artikel erzählt sie uns, wie sie zu windelfrei kam, wie es bei Ihr zu hause funktioniert hat und wie ihre Arbeit als Windelfrei- und Stoffwindelberaterin aussieht.




Nach einem heißen Tipp von meiner Hebamme, fingen mein Mann und ich an, Alice abzuhalten. Sie hatte in den zwei Monaten vorher unglaublich viel geweint, ohne dabei ein klassisches Schreibaby zu sein. Es schien ihr wichtig zu sein, abgehalten zu werden, denn sie weinte von dem Tag an weniger, an dem wir anfingen, ihr Bedürfnis nach Ausscheidung ernst zu nehmen. Da wir kaum andere Eltern kannten und insgesamt im „Babyland“ neu und sehr unerfahren waren, dachten wir über Stoffwindeln gar nicht nach und benutzten 8 Monate lang Wergwerfwindeln als Pannenschutz. Danach haben wir fast ausschließlich Stoff als Pannenschutz benutzt.

Insgesamt verlief unsere Windelfreizeit mit Alice sehr glatt. Wir erlebten kaum die üblichen Phasen, in den Babys manchmal gar nicht abgehalten werden wollen. Ich blicke voller Dankbarkeit auf diese Zeit zurück. Dankbar bin ich auch meinem Mann, der diesen Weg voller Überzeugung mit mir ging. Dankbar bin ich auch den Tageseltern meiner Tochter, die ihr Pipi auf dem Schoß nicht weiter schlimm fanden (insgesamt etwa 5 Mal) und mit ihr auf Toilette gegangen sind. Ich bin mir absolut darüber im Klaren, dass die Unterstützung vom Partner und solche Tageseltern nicht selbstverständlich sind. Klar gab es auch Momente, in denen ich Windelfrei verwünscht habe und ich es stressig fand. Aber welche Mutter ist nie im Stress?

Mit 23 Monaten war Alice bei uns Zuhause trocken. D. h. sie sagte mir immer Bescheid wenn sie mal musste. Nur von den Tageseltern bekam ich immer noch hier und da nasse Hosen mit nach Hause. Also habe ich gefragt, was sie denn tun, wenn meine Kleine Pipi in die Hose macht. Sie sagten, dass sie sie einfach umziehen würden. Mein Gefühl sagte mir, dass meine Tochter nicht wusste, was sie tun sollte, wenn sie mal musste. Also bat ich die Tageseltern, ihr bei der nächsten nassen Hose zu sagen: „Du, das nächste Mal, wenn du Pipi machen musst, rufst du ganz laut LEEEEENAAAAAA, PIIIIIIIIPIII! Dann höre ich dich und wir gehen zusammen auf Toilette.“ Das haben sie getan und in der Tat bekam ich dann kaum jemals wieder nasse Hosen mit nach Hause. Jetzt pinkelt meine Tochter manchmal in die Hose, wenn sie anfängt, mit Wasser zu spielen. Und vielleicht einmal im halben Jahr nachts. Das finde ich für das Alter sehr normal.

Ich kann rückblicken sagen, dass ich froh bin, diesen Weg gegangen zu sein und dass ich Windelfrei mit meinem nächsten Kind wieder praktizieren möchte.

Im Herbst 2012 entdeckte ich, dass man sich zum Windelfrei-Coach ausbilden lassen kann und zwar bei Artgerecht Projekt. Die Chance ergriff ich und so gebe ich seit März 2013 Windefreikurse und tue es immer noch unglaublich gerne. Gerade bei meinem letzten Kurs war das WDR dabei, weil sie einen Bericht zum Thema „Wirtschaftsfaktor Baby“ machen und da ist Windelfrei natürlich auch interessant.

Ich gebe die Kurse hier in Bonn mit meiner Kollegin Katharina Hartmann und ich bin sehr stolz darauf, dass wir im Geburtshaus und zwei weiteren Hebammenpraxen vertreten sind. Zusammen haben wir schon viele Eltern aufgeklärt und begleitet.

In meinen Kurs kamen immer wieder zwei verschiedene Frauentypen (und viele andere natürlich). Die eine kam mit Kind Nr.2 und sagte: „Freya, das Trockenwerden mit Kind Nr. 1 war so fürchterlich, dass ich jetzt einen anderen Weg probieren will.“ Die andere kam ebenfalls mit Kind Nr. 2 und sagte: „Freya, mein 3-jähriges Kind Nr. 1 ist immer noch in Windeln. Hast du einen Tipp?“ Bis zum Sommer musste ich darauf antworten: „Tut mir leid, dass ist nicht mein Gebiet. Ich kenne mich mit Windelfrei bei Babys aus.“

Dann traf ich auf Selma Deweth, die sich ein wunderbares Kurskonzept überlegt hat, welches ich mittlerweile übernommen habe. Ich habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt, unzählige Bücher gewälzt und mit Menschen gesprochen, die mir weiterhelfen konnten. Dazu kamen mir die Beratungstechniken, die ich in meiner Ausbildung als Artgerecht-Coach gelernt habe, sehr gelegen. Mein Lieblingsberatungsgrundsatz lautet, dass die Eltern die Lösung für ihr Problem in sich selber tragen und ich ihnen lediglich helfe, sie zu finden. Und meistens habe ich auch eine gute Idee...Ich weiß, dass jede Mutter das Beste für ihr Kind will und selber stets ihr Bestes gibt. Egal, ob ihr Kind mit 18 Monaten oder mit 5 Jahren trocken war.

Die Arbeit mit den Einzelberatungen und Kursen ist abwechslungsreich, denn jeder Fall ist einzigartig. Ich liebe diesen Beruf genauso, wie ich mein Dasein als Klavierlehrerin liebe. In beiden Berufen habe ich mit Kindern zu tun und das ist mein persönlicher Traum!

Lieben Dank, liebe Freya, dass Du uns so frei von Dir erzählt hast! Meine Leser und mich interessieren aber noch ein paar mehr Sachen und ich bin Dir dankbar dass ich jetzt noch Fragen stellen kann! Also, wie sah das denn genau aus mit deiner Tochter? Wie alt war sie, als Ihr mit windelfrei begonnen habt?

Wir haben mit ihr angefangen, als sie 2 Monate alt war. Wir haben erst fast immer Wegwerfwindeln benutzt. Ich habe sie dann zunehmend auch ohne Windeln gelassen. In der Trage ging es meistens gut, wenn sie irgendwo lag, ging es meistens auf die Unterlage. Nach einiger Zeit haben wir tagsüber 2-3 Wegwerfwindeln benutzt, in denen meistens nur ganz wenig Pipi war. Anfangs habe ich mich nicht getraut, sie immer und überall abzuhalten. Mit der Zeit wurde ich geübter und „ignoranter“. Mir war es egal, was andere Leute dachten. Und es hat auch kaum jemals einer kommentiert. Sauer war ich einmal, als eine Frau im Zug sich nahezu demonstrativ vor mir in die Toilette drängelte. Auf meinen Protest hin meinte sie: „Das Baby hat doch eine Windel!“ Naja, woher sollte sie wissen, dass dem eben nicht so war? Nach 8 Monaten sind wir auf Stoff umgestiegen: ich hatte meiner Kleinen Unterhosen aus Walk genäht. Da habe ich ein wenig Mullwindel reingelegt. Das reichte meistens, um ein verpasstest Pipi aufzufangen. Und nach 10 Monaten fanden mein Mann und ich, dass wir genau so gut hier und da mal extra Wäsche waschen könnten, statt ihr 24/7 einen Pannenschutz anzuziehen. Und so hatten wir manchmal 4 Tage lang keine einzige nasse Hose und manchmal 3 am Tag. Wir haben kein Auto und sind deswegen mit dem Zug gereist. Im Zug habe ich immer die Toilette benutzt. Das ging recht gut und meistens hatten wir unterwegs nasse Hosen.

Bei mir klingt es so, als wäre Windelfrei ein stringenter Weg, der linear verläuft. Ich denke, wir waren eine Ausnahme. Wie immer mit einem Baby gibt es auch bei Windelfrei Phasen. Mal geht es besser, mal schlechter... mal schlafen sie durch, dann stillen sie wieder alle 2 Stunden...

Und wie stelle ich mir das praktisch vor?

Baby ausziehen und abhalten, wenn es muss. ;-) Im Ernst: die Frage „Woher weiß ich, wann mein Baby muss?“ erklären Windelfrei-Coaches sehr ausführlich in ihren Kursen. Und ja, manchmal ist es Zufall, dass es geklappt hat. Das gehört einfach dazu. Ich wohne sehr zentral und habe unterwegs selten ein Töpfchen dabei gehabt. Also habe ich Bauminseln, Gullis, Grünstreifen, Wickelorte und öffentliche Toiletten aufgesucht. Wobei mir die Natur immer am liebsten ist, weil es da selten stinkt und eklig ist.

Ich hatte mit der Zeit bestimmte Gewohnheiten, wie Z.B. Taschentücher oder unbenutzte Servietten in sämtlichen Jackentaschen zum abputzen. Und wir hatten eine grandiose „Wetbag“. Wer meine Kleine hatte, hatte auch diese Tüte dabei.

Wenn ich mich da jetzt weiter informieren will - wo kann ich das am besten tun?

Bei Artgerecht Projekt bekommt man ein paar Infos. Das ist auch die Anlaufstelle für Eltern, die gerne Windelfrei-Coach werden möchten. Ansonsten empfehle ich das Buch „Topffit“ von Laurie Boucke. Es ist sehr praktikabel und verurteilt Eltern nicht, die es nicht in Vollzeit umsetzen können/wollen.

Eignen sich die WindelManufaktur-Windeln auch für das BackUp bei Windelfrei?

Grundsätzlich befürworte ich in meinen Kursen Stoffwindeln. Kinder mit Wegwerfwindeln bilden die falschen Synapsen im Gehirn. Sie lernen „Ich pinkle und es ist trocken.“ Und das viele, viele Male am Tag über mehrere Jahre. Später müssen sie umlernen: „Ich pinkle und es ist nass!“ denn das ist die korrekte Synapse im Gehirn, eine logische Folge. Die WindelManufaktur-Windeln eignen sich ganz wunderbar, zumal man ja selber mit der Windeleinlage bestimmen kann, ob sie nur EIN Pipi auffangen soll, oder wirklich 2-3 Stunden reichen muss.


Danke liebe Freya für Deine Zeit und dass Du Dich noch zusätzlich hast interviewen lassen!!!