Nachhaltigkeit von Stoffwindeln
- Nachhaltigkeit von Stoffwindeln und Wegwerfwindeln im Vergleich
- Wie nachhaltig ist das Stoffwickeln? Eine Zusammenfassung
- Was genau bedeutet Nachhaltigkeit?
- Was sind Ökobilanzstudien - Life Cycle Studies?
- Ökobilanzen von Windeln
- Wie wir die Ökobilanz verbessern können
- Sind Ökowindeln eine Alternative?
- Die nachhaltigste Möglichkeit der Babypflege: windelfrei
- Verbreitete Annahmen über Stoffwindeln aus ökologischer Sicht
- Quellen
Nachhaltigkeit von Stoffwindeln und Wegwerfwindeln im Vergleich
Stoffwindeln, Einwegwindeln, Ökowindeln - Was ist umweltfreundlicher?
(Lesezeit 15 Minuten)
Die Frage nach dem Sinn oder Unsinn von Stoffwindeln stellt sich in den Medien immer häufiger. Dabei richtet sich der Blick in der Regel auf den Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Vielleicht hast du auch schon überlegt, ob die Ökobilanz einer Stoffwindel wirklich so gut ist? Verbraucht das Waschen nicht viel mehr Ressourcen als die Herstellung einer Einwegwindel? Gehört Baumwolle nicht zu den größten ökologischen Sünden? Wie sieht es mit Ökowindeln aus? Sind sie vielleicht die umweltfreundlichere Variante?
Uns ist es ungemein wichtig, die Nachhaltigkeit von Stoffwindeln grundlegend zu betrachten und die aktuellsten Studienergebnisse zu prüfen. Wir wollen erörtern, welche Aspekte zur Beurteilung von Nachhaltigkeit beitragen und diese miteinander in ein Verhältnis setzen. In diesem Beitrag haben wir den aktuellen Wissenstand für dich gesammelt und aufbereitet. Wir haben Studien hinterfragt und bringen mit unserem gesamten Know-how Licht in den Nachhaltigkeitsdschungel.
Wie nachhaltig ist das Stoffwickeln? Eine Zusammenfassung
Wir haben uns damit beschäftigt, was Nachhaltigkeit für uns bedeutet. Wir haben überlegt, wie nachhaltiges Wickeln in unserer Gesellschaft umgesetzt werden kann. Und wir haben Studien zur Ökobilanz von Stoffwindeln und Einwegwindeln kritisch geprüft. All dies lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Wenn wir nachhaltig leben möchten, bedeutet dies, nicht mehr von der Erde zu nehmen als wir ihr zurückgeben können. Die Ökobilanz von Produkten gibt uns gute Hinweise darüber, wie stark wir die Umwelt ausbeuten. Aber in Bezug auf Stoffwindeln und Wegwerfwindeln führen sie uns in die Irre, denn sie vergleichen zwei unvergleichbare Ansätze. Egal, wie die Ökobilanz ausfällt, aus Verbrauchersicht gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen den Wirtschaftssystemen:
Wenn wir als Verbraucher*in unsere ökologische Einstellung wirklich leben wollen, dann macht es wenig Sinn, ein lineares System zu nutzen.
Noch dazu haben wir ein ernstes Müllproblem. Deutschland gehört in der EU zu den Top 5 der Abfallerzeuger [1]. Das ist kein Preis, den man gewinnen möchte. Dabei fordert unser Abfallgesetz, Müll in erster Linie zu vermeiden. Es ist niemals möglich, mit Einmalwindeln Müll zu vermeiden.
Deswegen kommen wir zu dem Schluss, dass sich die Frage nach der Nachhaltigkeit nicht an der Ökobilanz bemisst, sondern an unserer Einstellung zu einer ökologischen Lebensweise.
Dies ist die Reihenfolge unseres Konzepts (Reduce, Reuse, Recycle).
Natürlich müssen wir immer bestrebt sein, die Ökobilanz von Stoffwindeln wie auch von Wegwerfwindeln zu verbessern. Jedoch:
Wollen wir wirklich unsere Energie in ein lineares System stecken, wenn wir im Kreislaufsystem viel mehr bewirken können?
Wie wir auf unser Fazit kommen, möchten wir dir im Folgenden erklären. Zuerst wollen wir verstehen, mit welchen Begriffen wir eigentlich hantieren. Deswegen gehen wir im folgenden Abschnitt den Begriffen und Themen Nachhaltigkeit, Abfallhierarchie und Ökobilanzstudien auf den Grund.
Was genau bedeutet Nachhaltigkeit?
Wenn du das Wort hörst, glaubst du bestimmt genau zu wissen, was damit gemeint ist. Aber wenn du mit jemandem darüber redest, stellt sich heraus, dass jede*r etwas anderes darunter versteht. Lass uns zuerst in den Duden schauen. Dort ist der Begriff seit 1915 vermerkt [2].
Die Erklärung unter 2 b) kommt unserem Verständnis am nächsten und wird auch gerne aus ökologischer Sicht verwendet. Aber Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf ökologische Aspekte. Die Vereinten Nationen haben vor fast 30 Jahren begonnen, einen Nachhaltigkeitsplan zu entwickeln, der weltweit gelten sollte. Alle Mitgliedsstaaten verpflichteten sich im Jahr 2015 dazu, 17 Nachhaltigkeitsziele anzustreben und gemeinsam definierte Ziele bis 2030 zu erreichen. Darunter sind neben ökologischen Zielen auch soziale und ökonomische aufgelistet [3][4].
Quelle: Bundesregierung (31.1.2020)
Wir alle stehen in der Verantwortung, diese Ziele zu verfolgen. Die Bundesregierung hat 2016 in der Überarbeitung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie dazu ein Leitprinzip festgehalten [5]:
Jede Generation muss ihre Aufgaben selbst lösen und darf sie nicht den kommenden Generationen aufbürden.
Es geht darum, Bedürfnissen gerecht zu werden und allen Menschen ein Leben in voller Entfaltung ihrer Würde zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, müssen aber auch die planetaren Belastbarkeitsgrenzen berücksichtigt werden. Diese sind allerdings bereits überschritten, so dass wir keinen sicheren Handlungsraum mehr für ein „gutes Leben“ haben (ebd). Betrachten wir die drei Pole Wirtschaft, Soziales und Umwelt, so gibt es einen großen Hebel in Form einer Veränderung zu einer ökologisch und sozial verträglichen Wirtschaft.
Wenn wir in der Strategie der Bundesregierung weiterlesen, so finden wir in der Liste an Maßnahmen, die in Deutschland umgesetzt werden wollen, unter dem Punkt 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) unter anderem:
- Umsetzung des Nationalen Programms für nachhaltigen Konsum [6]
- Unterstützung einer gesellschaftlichen Diskussion über nachhaltige Lebensstile
- Umsetzung des Abfallvermeidungsprogramms des Bundes und Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft
- Umsetzung von Maßnahmen für eine stärkere Berücksichtigung von Aspekten wie Lebensdauer, Reparaturfreundlichkeit und Recyclebarkeit im Produktdesign
Nehmen wir uns einmal diese vier Punkte zu Herzen. Wenn wir „in Windeln denken“, dann heißt das konkret:
Nachhaltigen Konsum fördern
Unser Ziel soll der ressourcenschonenden Konsum „grüner“ Produkte sein. Unsere Bereitschaft soll geweckt werden, uns auf Alternativen einzulassen, die einen persönlichen Mehrwert darstellen. Alternativen, die die Lebensqualität erhöhen und ökologische wie auch soziale Negativfolgen verringern [7].
Mögliche Lösungen für Windeln:
Auf unserer Seite zum Stoffwindelzuschuss kannst du nachschauen, ob es in deiner Region eine Unterstützung für den Erwerb von Stoffwindeln gibt. Oder gibt es das in deiner Gemeinde bereits, und dies steht nicht auf der Karte? Dann melde dich bitte bei uns!
Gesellschaftliche Diskussion über nachhaltige Lebensstile
Lasst uns über eine Lebensweise diskutieren, die die Grenzen unseres Planeten respektiert. Wir finden, dass das Wickeln ein ganz toller Diskussionsansatz ist. Es gibt nur wenige Lebensbereiche, in denen wir so stark von unserer eigenen Überzeugung abweichen. Das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum spricht von Alltagsroutinen, die uns daran hindern, überhaupt an Alternativen zu denken [8].
Wir, das Team der WindelManufaktur, möchten einen wertvollen Beitrag zu dieser Diskussion leisten. Wir möchten dich dazu ermuntern, deinen Alltag nachhaltig zu gestalten. Wir möchten dich dabei unterstützen, Schritte für Schritt Fortschritte zu machen. Wir möchten dich über vielleicht bisher undenkbare Optionen aufklären, die am Ende vielleicht viel leichter umzusetzen sind als erwartet. Auf unserer Seite zur unserer Philosophie erhältst du einen tollen Einblick über uns und unsere Ethik als Unternehmen.
Umsetzung des Abfallvermeidungsprogramms
Unser oberstes Gebot sollte es sein, keinen Müll entstehen zu lassen, und zwar schon vor der Herstellung von Produkten. Seit 2013 gibt es das Abfallvermeidungsprogramm des Bundes [9] mit dem Hauptziel, die Umwelt und menschliche Gesundheit zu schützen. Es wird nämlich angenommen, dass mit einem Wirtschaftswachstum immer mehr Müll produziert wird. Das soll unbedingt vermieden werden. Dieses Programm ist eng mit der Abfallhierarchie aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (§6) verbunden. Diese sieht wie folgt aus:
Wir sind davon überzeugt, dass Stoffwindeln einen enormen Beitrag zur Abfallvermeidung leisten können. Stell dir vor, wir könnten mit unseren zirka 2,3 Mio. Wickelkindern in Deutschland insgesamt 2.875.000 Tonnen Windelmüll vermeiden [10]! Damit würden wir 5-10% des gesamten Hausmülls einsparen [11].
Berücksichtigung von Lebensdauer, Reparaturfreundlichkeit und Recyclebarkeit im Produktdesign
Ein nachhaltiger Lebensstil kann nur durch die Entwicklung entsprechender Konsumprodukte ermöglicht werden. Wir brauchen innovative, nachhaltige und zukunftsfähige Produkte, um unseren Lebensstil in der Art gestalten zu können, wie wir uns das wünschen. Die drei Aspekte kennzeichnen unter anderem derartige Produkte. Dir ist mit Sicherheit klar, dass Einmalwindeln unter diesem Blickwinkel ganz unabhängig vom betriebenen Innovationsaufwand nicht allzu gut abschneiden.
Wusstest du, dass wir für deine ManufakturWindeln einen Reparaturservice anbieten? Meistens lässt sich die Lebensdauer noch einmal erheblich verlängern. Wenn du die Windeln also nicht selbst reparieren möchtest oder kannst, wende dich gern an uns.
Hier sind noch ein paar hilfreiche Links:
- Bundesministerium für Umwelt - Wertschätzen statt wegwerfen
- Bundesministerium für Umwelt - Weniger ist mehr
Was sind Ökobilanzstudien - Life Cycle Studies?
Nicht selten greifen Akteure in Entscheidungspositionen oder die Medien auf Studien zurück, die etwas beweisen oder erklären sollen. Das ist auch nur legitim, denn wie sonst können wir etwas beurteilen, wenn wir nicht auch unterhalb der Oberfläche schauen und alle Fakten abwägen? Solche Studien, die den kompletten Ressourcenaufwand für Rohstoffe, Herstellung, Vertrieb, Benutzung und Entsorgung abschätzen wollen, nennen sich Life-Cycle-Studien.
Wir stehen den uns bekannten Studien, die den Lebenszyklus von Stoffwindeln und Einwegwindeln gegenüberstellen, allerdings kritisch gegenüber. Denn sie sind aus unserer Sicht nicht genügend aussagekräftig. Unsere Gründe kurz und knapp zusammengefasst:
- Sie sind veraltet: Sowohl Windeln (insbesondere Stoffwindeln) als auch Haushältsgeräte haben sich in den letzten zehn bis 15 Jahren sehr zum Besseren verändert.
- Sie berücksichtigen nicht alle Aspekte: Zum Beispiel beziehen sie sich auf ein einziges Stoffwindelsystem oder ein einziges Material
- Sie geben nicht den Alltag wieder: Es werden Wasch- und Trockenverhalten herangezogen, die nicht dem heutigen Kenntnisstand entsprechen
In ihrem Kern liegt dennoch eine wichtige Aussage, die wir dir mitgeben möchten:
Wenn du Stoffwindeln verwendest, kannst du entscheiden,
- welches System,
- welches Material,
- welche Waschtemperatur du verwendest,
- wie häufig du wäschst und
- wie du trocknest.
All dies hat Einfluss auf die Ökobilanz.
Mit Einwegwindeln bleibt dir nur die Wahl möglichst ökologisch produzierter Windeln. Allenfalls kannst du auf Windeln verzichten, um einen größeren Einfluss zu haben.
Auch das UN Umweltprogramm, welches eine Life Cycle Initiative zu Einwegwindeln und ihre Alternativen ins Leben gerufen hat, schloss in einer groß angelegten Metastudie 2021 mit den folgenden zwei Empfehlungen ab:
- Es soll mehr über Stoffwindeln aufgeklärt und ihre Nutzung unterstützt werden.
- Es sollen leichtere Einwegwindeln und deren Recyclingmöglichkeiten weiterentwickelt werden.
Wie du hier vielleicht herauslesen kannst, kommt auch das UN Umweltprogramm zu dem Schluss, dass der Einfluss auf die Ökobilanz durch uns Konsument*innen bei Stoffwindeln unmittelbar und bereits jetzt möglich ist, während wir bei der zweiten Empfehlung von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Produzenten und der Wissenschaft abhängig sind.
Darüber hinaus sind einzelne Studien auch immer kritisch zu lesen. Damit du verstehst, was wir genau an den Studien kritisieren, möchten wir sie dir dennoch vorstellen.
Hintegrundwissen zu Ökobilanz-Studien
Den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu untersuchen, ist ein sehr komplexes Unterfangen. Es gibt international vereinheitlichte Methoden, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen (ISO 14044). Der Vorteil eines sogenannten Life Cycle Assessments ist eine fundierte Aussage über die Umweltbelastung in Einheiten, die völlig unabhängig vom Produkt genutzt werden.
- Ressourcen in Energie (Sonne, Wasser, Wind, Erdöl, Kohle, Atomkraft, etc.)
- Luftemissionen in Gewicht (Kohlenstoffdioxid, Schwefeldioxid, Ozon Vorläufer, etc.)
- Gewässereinleitungen in Gewicht (Chrom, Cadmium, Quecksilber, etc.)
- Abfälle in Gewicht (Klärschlamm, Reststoffe aus Rauchgas-Entschwefelungs-Anlage)
Das Schwierige daran ist, dass jedes einzelne Verfahren seine eigene Zielstellung hat und seinen eigenen Untersuchungsrahmen festlegt. Das Ergebnis einer Studie steht also immer für sich allein. Wir müssen es jeweils aus dem Blickwinkel der Zielstellung, des Rahmens und dementsprechend seiner Grenzen betrachten. Das erschwert uns die Beurteilung der Aussagen, gerade weil die Einheiten vergleichbar sind.
Wie können wir daraus sinnvolle Schlüsse ziehen, die unsere Entscheidungsfindung erleichtern?
Ökobilanzen von Windeln
Uns sind zwei Studien bekannt, die sich konkret mit Stoffwindeln beschäftigen. Beide haben das Ziel, die Umweltbelastung von Einweg- und Stoffwindeln in einer Form zu vergleichen.
- Disposable and reusable nappies in the UK: life cycle assessment [12] der britischen Umweltbehörde von 2008 (basierend auf Erststudie von 2005)
- Life Cycle Assessment: Reusable and Disposable Nappies in Australia [13] der University of Queensland in Brisbane, Australien (2009)
Weitere uns bekannte Studien beziehen sich lediglich auf die Analyse von Einwegwindeln.
In dieser Übersicht fassen wir dir die Eckpunkte der beiden Studien zusammen:
Interpretation der Ergebnisse
Fällt dir schon etwas auf? Wenn du selbst bereits mit Stoffwindeln wickelst, wirst du mit Sicherheit über einige Punkte stolpern, weil du sie aus deinem Stoffwindel-Alltag nicht kennst oder anders machst. Für Leute, die keine Stoffwindel-Erfahrung haben, ist dies auf Anhieb vielleicht gar nicht so transparent. Deswegen möchten wir dir gerne an den Aspekten des Untersuchungsgegenstands (die Windel), der Abläufe (Lagern, Waschen, Trocknen) und der berechneten Lebensdauer aufzeigen, was wir daran kritisieren und wie unsere Lösung oder Fazit dazu aussieht:
Aspekte, die nur bei genauerem Hinschauen deutlich werden
Die britische Studie hat in ihrem zweiten Szenario einen Versuch gestartet, die Bilanz mit Parametern zu berechnen (2. Kind, volle Waschladung, kein Trockner) und kommt damit auf einen erheblich besseren Wert als Einwegwindeln.
Die australische Studie sieht zu Hause gewaschene Stoffwindeln im Vorteil gegenüber die Wegwerfvariante und den Windeldienst.
Beide Studien bestätigen, dass die Ökobilanz von Einmalwindeln vom Verbraucher außer durch Verzicht nicht verändert werden kann.
Du siehst: wenn es nach uns ginge, würden die Szenarien komplett anders aussehen. Wir würden nicht nur die Ökobilanz von Zellulose bei den Wegwerfwindeln untersuchen, sondern die komplette! Wir würden andere Stoffwindelsysteme und Materialien benutzen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind. Wir würden auf sparsamere Geräte achten. Wir würden die Verwendung von erneuerbaren Energien einbeziehen. Und so weiter und so fort. Folglich würden sich die Ergebnisse erheblich verändern. Denn all diese Aspekte haben einen Einfluss auf die Ökobilanz. Auf unseren Ratgeberseiten haben wir umfassende Informationen für dich aufbereitet, damit du deine Stoffwindeln möglichst ökologisch und effizient behandeln kannst:
Aus den Studien können wir folgendes Fazit ziehen:
- Die Ökobilanzen von Stoffwindeln und Wegwerfwindeln im Vergleich sind laut Studien mindestens gleichwertig.
- Die Ökobilanz von Stoffwindeln lässt sich erheblich durch das Verhalten des Verbrauchers beeinflussen.
Wie wir die Ökobilanz verbessern können
Da wir als Verbraucher*innen die Ökobilanz von Stoffwindeln maßgeblich beeinflussen können, haben wir hier ein paar Tipps für dich. Du kannst die Umweltbelastung durch folgende Faktoren verringern:
- Wahl eines Stoffwindelsystems, das
- weniger waschintensiv ist
- möglichst kurze Transportstrecken hinter sich hat und
- aus Bio-Baumwolle und anderen ressourcenschonenden und recyclebaren Materialien besteht
- Anwendung einer produktschonenden und gleichzeitig ökologischen und ökonomischen Waschroutine
- Verwendung von sparsamen und modernen Haushaltsgeräten und möglichst Verzicht auf den Trockner
- Beziehen von Strom aus regenerativen Quellen
- für mehr als ein Kind nutzen oder an andere weitergeben
- Reparieren oder Up-/Downcyclen von kaputten Windeln
Du erfährst mehr über unsere Produktpolitik auf unseren Über-Uns-Seiten.
Warum uns Vergleichsstudien zur Ökobilanz nichts bringen
Nun haben wir weit ausgeholt, um dir zu verdeutlichen, dass der Vergleich zwischen Wegwerfwindeln und Stoffwindeln kritisch zu betrachten ist. Es sind insbesondere auf Seiten der Stoffwindeln so viele Variablen im Spiel, die keine allgemeingültige Aussage zulassen. Gleichzeitig verändert sich der Windelmarkt (sowohl als auch) insgesamt so rasant, dass die Auswertung nur kurze Zeit Bestand hat.
Uns ist wichtig, dass die Ressourcen, die wir für Windeln verwenden, so gut wie möglich erneuerbar sind. Bei der WindelManufaktur achten wir auf all die folgenden Aspekte als Teil unserer Philosophie.
- Bei der Faserherstellung achten wir auf Verfahren, die die verwendeten Ressourcen wiederaufbereiten und erneut einsetzen. Das gilt sowohl für Natur- als auch für Kunstfasern.
- Bei der Produktion achten wir auf eine möglichst restlose Verwertung der Stoffe und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Außerdem sind unsere Produktionswege extrem kurz, da wir komplett in Deutschland fertigen.
- Beim Vertrieb werden Verpackungen weitestgehend reduziert und wiederverwendet. Auch hier sind die Wege durch die regionale Fertigung super kurz.
- Bei der Benutzung sollen die Windeln eine möglichst lange Lebensdauer haben und mit erneuerbaren Ressourcen gepflegt werden.
- Bei der Entsorgung sollen die Windeln weitestgehend biologisch abbaubar sein oder recycelt werden können.
Was die Ausrichtung auf erneuerbare Ressourcen bei Einwegwindeln angeht, so sind die Möglichkeiten begrenzt. Die großen Hersteller streben eine möglichst große Effizienz an. Das Ziel, eine möglichst dünne Windel möglichst lange am Kind zu haben, entspricht allerdings nicht unserem Anspruch einer würdigen Babypflege. Auch wird an Recyclinganlagen getüftelt, die das große Müllproblem lösen sollen. Sie wären ein wichtiger Schritt zu einer Wiederverwendung von Kunststoffen. Doch das Ergebnis ist bislang ernüchternd und ändert nichts an der Tatsache, dass wir mit Wegwerfwindeln nicht unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit gerecht werden können. Ökowindeln, also die Herstellung von Einwegwindeln aus nachwachsenden Rohstoffen, sind ein weiterer Ansatz, den wir als nächstes unter die Lupe nehmen wollen.
Sind Ökowindeln eine Alternative?
Eines muss man den Ökowindeln zugutehalten. Mit ihnen wird angestrebt, die Ressource Erdöl nicht noch weiter auszubeuten und stattdessen nachwachsende Rohstoffe zu verwenden. Aber hier finden wir wieder Parallelen zu den Diskussionen um Einweggeschirr und Co. Zuerst denkst du vielleicht: Was für eine tolle Idee! Ist es nicht praktisch, dass die Sachen nicht mehr aus Erdölplastik sondern aus Bioplastik sind (was auch immer das sein mag)?
Das Umweltbundesamt hat zum Thema „Bioplastik“ eine sehr informative Seite mit einer sehr eindeutigen Antwort: Einwegprodukte aus biologisch abbaubaren Kunststoffen bieten keine Vorteile [14]!
Wenn Bio drauf steht, muss es ja gut sein, denkt sich bestimmt so manche*r Konsument*in. Leider können die Begriffe Bio-Kunststoff oder biologisch abbaubarer Kunststoff extrem in die Irre führen. Denn: Nein! Biobasierter Kunststoff ist nicht 100%ig grün. Und nein! Biologisch abbaubarer Kunststoff darf nicht einfach auf den Kompost.
Warum eine Ökowindel nicht in den Biomüll darf oder warum Ökowindel nicht gleich Ökowindel ist, möchten wir dir im Folgenden erklären.
Was bedeutet biobasierter und biologisch abbaubarer Kunststoff?
Zuerst einmal: es ist nicht ein und dasselbe. Biobasierter Kunststoff ist ein aus Biomasse hergestellter Kunststoff, zum Beispiel aus Mais oder Zuckerrohr. Häufig ist der Kunststoff nur in Teilen biobasiert. Biologisch abbaubare Produkte zersetzen sich unter bestimmten Bedingungen und hinterlassen nichts als Kohlenstoffdioxid und Wasser.
Das Umweltbundesamt sagt dazu: „Biobasierte Kunststoffe können biologisch abbaubar sein, sind es aber oft auch nicht. Umgekehrt sind biologisch abbaubare Kunststoffe nicht zwingend auch biobasiert.“
Macht es nicht einfacher, oder? Wir haben die Infos des Umweltbundesamts einmal auf unseren Anwendungsfall „Ökowindel“ angewendet:
Weitere Fragen, die wir zu diesem Thema klären möchten:
Sind Ökowindeln aus biobasiertem Kunststoff?
Jein. "Ökowindel" ist ein recht schwammiger Begriff. Ob es sich dabei um Bio-Kunststoff, um chlorfrei gebleichten Zellstoff oder auch nur um eine umweltverträglichere Umverpackung handelt, ist völlig offen. Wenn wir uns die Ökowindeln anschauen, die das Thema wirklich ernst nehmen, dann fällt uns auf, dass trotz aller Bemühungen nicht die komplette Windel aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.
Sind Ökowindeln biologisch abbaubar?
Eine biologische Abbaubarkeit kann experimentell festgestellt werden. Praktisch bedeutet dies aber, dass diese Aussage für uns völlig nutzlos ist. Denn biologisch abbaubares Plastik darf weder in die Biotonne noch auf den Kompost!
Warum dürfen Ökowindeln nicht auf den Biomüll?
Aus dem Biomüll werden Düngemittel und Kompost für die Landwirtschaft hergestellt. Kunststoffe, auch biologisch abbaubare, sind dafür ungeeignet. Dies gilt übrigens auch für andere Kunststoff-Produkte, die als biologisch abbaubar deklariert sind. Diese gehören in die gelbe Tonne (nicht die Windeln!).
Warum dürfen Ökowindeln nicht auf den Kompost?
Die Abbaubarkeit von Kunststoffen wird unter industriellen Bedingungen geprüft. Diese Bedingungen können mit einem Komposthaufen nicht erfüllt werden. Der Kunststoff würde sich also nicht in der notwendigen Geschwindigkeit zersetzen. Zusätzlich bringen abgebaute Kunststoffe dem Kompost keinen Mehrwert, da sie sich ja nur in Kohlenstoffdioxid und Wasser abbauen. Betrachten wir die darin enthaltenen Ausscheidungen, so stelle dir einmal die Mengen an Ammoniak vor, die du mit den Windeln auf deinem Komposthaufen ansammelst. Abgesehen davon würdest du pro Gartensaison um die 400 kg Windeln pro Kind anhäufen. Das wäre einmal ein Riesenkomposthaufen…
Sind Ökowindeln recyclebar?
Nein. Genauso wie herkömmliche Einwegwindeln können sie nicht wiederverwertet werden. Es ist sogar noch komplizierter, da die Zusammensetzung des Bioplastiks eventuell nicht mit der eines konventionellen Kunststoffs übereinstimmt. Dann bleibt nichts außer das Aussortieren und Verbrennen.
Wie du Ökowindeln richtig entsorgst
Spätestens hier ist Schluss mit der Nachhaltigkeit. Ökowindeln gehören, wie alle anderen Einwegwindeln auch, in den Restmüll. Sie werden energetisch verwertet und haben somit als Produkt aus nachwachsendem Rohstoff nach nur einmaliger Nutzung ihr Dasein beendet.
Sind Ökowindeln nachhaltiger als herkömmliche?
Das ist eine Abwägungssache. Konventioneller Kunststoff produziert mehr klimawirksames CO2. Allerdings benötigt biobasierter Kunststoff Flächen für den Anbau der Rohstoffe. Diese stehen in Konkurrenz zu denen für Lebensmittel, beziehungsweise werden schlimmstenfalls weitere Flächen dafür genutzt.
Sind Ökowindeln nachhaltiger als Stoffwindeln?
Definit nicht. Wenn wir eigentlich nur Produkte nutzen wollen, die für eine möglichst lange Lebensdauer hergestellt wurden, sind Ökowindeln keine nachhaltige Alternative.
Die nachhaltigste Möglichkeit der Babypflege: windelfrei
Dass du dein Baby auch von Anfang an über einem Töpfchen abhalten kannst, wird in den Medien gerne als dogmatische Überzeugung von Aktivist*innen gehalten. Das finden wir sehr schade, denn windelfrei ist weder eine Entweder-Oder-Möglichkeit, noch ist es besonders schwierig. Auf jeden Fall ist es die nachhaltigste aller Varianten der Babypflege, denn du produzierst keinen Müll und verbrauchst bis auf die Klospülung keine Ressourcen.
Windelfrei bedeutet nichts anderes als eine Form der Ausscheidungskommunikation (elimination communication). Du lernst, die Signale deines Kindes zu verstehen. Denn genauso, wie es sich bemerkbar macht, wenn es müde ist oder Hunger hat, tut es das auch, wenn es mal muss. Wenn du diese Signale verstehst, kannst du auch entsprechend reagieren: du hilfst deinem Kind, sich seines Geschäfts zu entledigen. Du ziehst es aus und hältst es über einem Töpfchen, dem Waschbecken oder der Toilette ab. Je besser eure Kommunikation funktioniert, desto einfacher gelingt es euch, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Hierfür gibt es eine Menge Tricks, die du auf den untenstehenden Seiten abrufen kannst.
In vielen Ländern ist windelfrei nichts Ungewöhnliches. Dort ist es tief im Familienleben verankert, so dass es für alle Familienmitglieder selbstverständlich ist, die Signale zu deuten. Die meisten Eltern hierzulande, die sich auf diese Form der Kommunikation einlassen, praktizieren Teilzeit-Windelfrei. Das heißt, das Kind hat in bestimmten Situationen oder Entwicklungsphasen eine Windel an. Hierfür sind Stoffwindeln ideal. Damit verlierst du als Elternteil nicht das Gefühl für den Ausscheidungsrhythmus. Du weißt trotzdem, wann dein Kind ausscheidet und auch dein Kind selbst spürt die Nässe als unmittelbare Folge.
Deswegen ist es auch andersherum recht einfach möglich, mit Stoffwindeln einmal windelfrei auszutesten. Da du sowieso – anders als mit Wegwerfwindeln – recht genau weißt, wann dein Kind ausscheidet, kannst du es mal eine Zeitlang genau beobachten. Hat es dabei einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck? Gibt es besondere Laute von sich? Bewegt es sich auffällig? Vielleicht ist dir das vorher noch nie aufgefallen. Aber mit dem gezielten Blick wirst du bemerken, dass es gar nicht schwer ist. Und wenn es nicht klappt, weil die Zeit oder Ruhe fehlt, ist es auch kein Beinbruch. In den ersten zwei Lebensjahren gibt es mehrere günstige Zeitfenster, in denen du mit windelfrei starten kannst.
Weitere Informationen zum Thema findet ihr auf unserer Ratgeberseite Windelfrei & Abhalten.
Verbreitete Annahmen über Stoffwindeln aus ökologischer Sicht
Beim Waschen von PUL- oder Polyester-Windeln entsteht gefährlicher Mikroplastik-Abrieb
Stimmt. Allerdings ist die Menge des Abriebs im Vergleich mit anderen Kleidungsstücken aus Polyester, wie zum Beispiel Fleecejacken, äußerst gering. Glatte Fasern haben deutlich weniger Abrieb als flauschige. Eine stoffwickelnde Journalistin hat einmal die Mikroplastikmenge ihrer Stoffwindelwäsche messen lassen. Der Artikel ist sehr zu empfehlen. Das Fazit: Entscheidend ist die Verringerung des Plastikverbrauchs insgesamt. Und da steht jede Stoffwindel im besseren Licht als eine Wegwerfwindel. Um Mikroplastik zu vermeiden, solltest du möglichst Naturfasern verwenden.
Wenn du Windeln aus oder mit Polyester hast, solltest du die Waschmaschine immer gut füllen und möglichst niedrig schleudern. Das vermindert den Abrieb.
Mikroplastik lässt sich mit einem speziellen Wäschenetz ausfiltern
Grundsätzlich ist so ein Wäschenetz vielleicht eine gute Idee. Bei Stoffwindeln sehen wir darin allerdings keinen nennenswerten Vorteil. Windeln sind in der Regel stark verschmutzt. Das heißt, im Wäschenetz bleibt nicht nur eventuelles Mikroplastik hängen, sondern auch jeder andere Dreck – also Stuhlgang. Du fängst also den gesamten Schmutz im Netz auf, der dann nicht ausgespült werden kann. Das ist eher kontraproduktiv.
Das Waschen und Trocknen von Stoffwindeln verbraucht zu viele Ressourcen
Stimmt nicht. Hierzu haben wir dir beispielhaft ausgerechnet, wie viel das in Summe ist. Bei einem Waschrhythmus von drei Tagen verbraucht die Waschmaschine 110 kWh Strom und 5.353 Liter Wasser pro Jahr. Das erhöht den durschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch um zirka ein Zehntel (1.500 kWh und 44.895 Liter). Dieses Zehntel kannst du schnell durch eine effizientere Verwendung von Haushalts- und anderen elektrichen Geräten wie auch effizienteres Duschen und Spülen wieder wettmachen.
Beim Trocknen verbraucht ein A+++-Gerät 134 kWh, ein B-Gerät allerdings 450 kWh. Hier wird es sehr deutlich, welchen Einfluss ein energieeffizientes Gerät auf den Verbrauch hat.
Leinetrocknen ist immer besser als der Trockner
Stimmt bedingt. Wenn du eher feuchte Wohnräume hast, dann solltest du die Luftfeuchtigkeit gegebenenfalls nicht noch mehr mit nassen Windeln erhöhen. Insbesondere im Winter kann so eventuell Schimmel an Kältebrücken entstehen. Durch das notwendige Lüften benötigst du eventuell mehr Energie, um den Raum wieder aufzuheizen. Häufig ist es aber so, dass Wohnräume zu trocken sind. Dann sind Windeln auf der Leine eine gute Gelegenheit, die Luftfeuchtigkeit auf ein gesundes Maß zu erhöhen.
Müllverbrennungsanlagen sind sowieso nicht ausgelastet
Stimmt nicht. Durch die gute Konjunktur und insgesamt einem höheren Abfallaufkommen, sind die Müllverbrennungsanlagen voll ausgelastet. Es kommen noch die gemischten Kunststoffabfälle hinzu, die seit dem Importverbot in China anderweitig behandelt werden müssen. Es ist unserer Ansicht nach sowieso eine absurde Einstellung, dass wir mehr Müll produzieren sollten, damit dieser effizienter verbrannt werden kann.
Müllverbrennungsanlagen erzeugen doch Energie
Stimmt. Sie produzieren auch Schlacke, die wiederum im Straßenbau verwertet werden können. Dennoch: die Energie, die erzeugt wird, ist geringer als diejenige, die für die Produktion benötigt wird. Es ist also eine negative Energiebilanz. Und wir wiederholen es gerne: Nachhaltig ist anders.
Quellen
[1] Abfallwirtschaft in der EU - Zahlen und Fakten (28.1.2020)
[2] Duden (28.1.2020)
[3] https://17ziele.de/ (28.1.2020)
[4] Bundesregierung - Nachhaltigkeitspolitik (unten auf der Seite Bericht zum Download, 28.1.2020)
[5] Bundesregierung - Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (28.1.2020)
[6] BMU - Nationales Programm für nachhaltigen Konsum (28.1.2020)
[7] BMU - Nachhaltiger Konsum Broschüre
[8] BMU - Nachhaltiger Konsum Broschüre (28.1.2020)
[9] BMU - Abfallvermeidung (27.12.2021)
[10] Destatis.de (19.12.2019), bei einer Annahme, dass jedes Kind 1,25 Tonnen Windelmüll anhäuft
[11] Schätzung abgeleitet aus Destatis.
[12] An Updated Lifecycle Assessment for Disposable und Reusable Nappies (04.02.2020)
[13] Life Cycle Assessment: Reusable and Disposable Nappies in Australia (04.02.2020)
[14] Umweltbundesamt - Biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe (17.02.2020)