Stoffwindelsysteme einfach erklärt
- Stoffwindelsysteme - Ein Wegweiser durch den Stoffwindel-Dschungel
- Die Hauptbestandteile einer Stoffwindel
- So heißen die einzelnen Stoffwindelsysteme
- Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme
- Materialien - nässeschützend und saugend
- Welches System für welchen Fall?
- Sonderfall Hybridwindeln
- Mitwachsende oder Mehrgrößen-Windeln?
- Wie viele Stoffwindeln benötige ich?
- Stoffwindel-Zubehör
- Wer hilft mir bei meiner Entscheidung?
- Quellen
Stoffwindelsysteme - Ein Wegweiser durch den Stoffwindel-Dschungel
(Lesezeit 15 Minuten)
Sich mit Stoffwindeln zu beschäftigen, ist in etwa vergleichbar mit der Recherche für ein neues Fahrrad. Im Prinzip ist dir klar, was sie tun sollen (nämlich Ausscheidungen auffangen und die Kleidung sauber halten). Fängst du aber einmal an, dich über Stoffwindelsysteme zu informieren, wirst du von einer Vielfalt an Möglichkeiten nahezu erschlagen. Hilfreich sind dann Erläuterungen und Strukturen, die dir bei der Orientierung helfen. Im Falle eines Fahrrads kannst du anschließend ins Geschäft gehen, um dich noch zusätzlich beraten zu lassen und einmal Probe zu fahren. Bei Stoffwindeln kannst du dich ebenfalls beraten lassen. Das ist ganz besonders wertvoll, um ein echtes Look-and-Feel zu bekommen. Bei den Stoffwindelexperten findest du eine Beraterin in deiner Nähe. Viele von ihnen haben die ManufakturWindel im Sortiment.
Wir möchten dir helfen, dich in der Welt der Stoffwindeln besser orientieren zu können, dank eines Grundverständnisses der Stoffwindelsystematik.
Das Wichtigste, das du wissen musst, ist Folgendes:
Eine Windel, egal ob aus Stoff oder zum Wegwerfen, besteht immer aus
- Nässeschutz,
- Formgebung und
- Saugmaterial
Der Zellulose-Anteil einer Wegwerfwindel als einziger Inhaltsstoff mit natürlichem Ursprung geht immer weiter zurück und liegt momentan bei ca. einem Drittel. Zwei Drittel der Windel sind aus künstlichem Material [1].
Wie du siehst, gibt es bei den Stoffwindeln zu jedem Bestandteil mehrere Varianten, während die Einmalwindel relativ eingeschränkt ist. Die Auswahl einer Stoffwindel ist deswegen etwas komplizierter.
Die Hauptbestandteile einer Stoffwindel
Am besten erklären wir dir die Bestandteile einer Stoffwindel anhand einer dreiteiligen Windel, da deren Einzelteile genau diese Funktionen erfüllen.
1. Formgebung
Wenn es darum geht, die Windel ums Kind zu bekommen, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Dementsprechend groß ist die Vielfalt. Wir beschreiben hier die gängigsten Formen.
- Die Meistgenutzte ist dir bestimmt von der Einmalwindel bekannt: Die Höschenwindel ist aufgeklappt wie eine Sanduhr geformt. Mit Verschlüssen aus Klett oder Snaps wird die Windel vorne oder seitlich geschlossen.
- Die Schlupfform ist wie eine Hose geschnitten und kommt ohne Verschlüsse aus.
- Die Tuchform benötigt Bänder oder andere Verschlüsse und erfordert gegebenenfalls besondere Falttechniken.
An Beinchen und Rücken werden oft Gummi- oder Rippbündchen für eine bessere Passform eingesetzt.
Ferner haben Windeln Taschenfunktionen, damit sie mit Saugmaterial gestopft werden können. Laschen auf den Innenseiten von Überhosen sollen verhindern, dass lose eigengelegtes Saugmaterial nicht verrutscht.
Zusätzlich können viele Windeln in der Bundweite und Leibhöhe verstellt werden. So ist es möglich, sie mitwachsend zu gestalten. Diese Windeln heißen dann Onesize-Windeln (oder Birth-to-Potty-Windeln). Mitwachsende Windeln passen allerdings eher selten über die gesamte Windelzeit optimal.
2. Nässeschutz
Stoffwindeln sind nicht mehr wie früher aus Plastikfolie, in der das Baby sofort geschwitztund schnell einen Windelausschlag bekommen hat. Der meistverwendete Nässeschutz für moderne Stoffwindeln ist zwar auch aus einem Kunststoff, dieser ist jedoch weitaus innovativer als die Plastiktüte in Windelform.
Polyurethanlaminat (PUL) ist eine Membran, die auf eine Trägerfaser – meistens aus Polyester – gebracht wird. Diese ist luftdurchlässig und atmungsaktiv, lässt aber keine Tröpfchen durch. Du kennst das Material bestimmt aus dem Outdoorbereich. Der große Vorteil bei PUL ist, dass der Kunststoffverbrauch minimal ist. Die Schicht macht nur 5% der Windel aus.
Ein natürlicher Nässeschutz ist Wolle. Wenn diese wie in der Natur mit Lanolin gefettet ist, kann sie hervorragend Wasser abweisen. Gleichzeitig ist sie atmungsaktiv, temperaturausgleichend und kann sogar bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen.
Wenn du also lieber auf Kunststoffe verzichten möchtest, ist Wolle die perfekte Lösung.
3. Saugmaterial
Ebenso groß ist die Vielfalt der Fasern, die den Urin und flüssige Anteile vom Stuhl aufsaugen und speichern. In der Stoffwindelwelt gibt es vier verschiedene Grundfasern:
- Baumwolle
- Hanf
- Viskose (oft als Bambusviskose oder Bambus benannt)
- Polyester (oft als Mikrofaser benannt)
Diese Fasern werden auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet, nämlich zu einem Gewebe, Gestrick oder seltener auch Vlies. Je nach Veredelungstechnik können verschiedene Oberflächen entstehen, zum Beispiel Frottee oder Fleece.
Damit die Fasern eine gute Saugleistung erzielen, dabei aber auch lange haltbar und pflegeleicht sind, werden sie häufig miteinander kombiniert.
Wenn du mehr über Saugmaterialien wissen möchtest, lies einfach weiter.
So heißen die einzelnen Stoffwindelsysteme
Aus der Vielfalt an Formen für Stoffwindeln hat sich eine Systematik herausgebildet, die dir wahrscheinlich unübersichtlich und verwirrend erscheint. Und je stärker der Stoffwindelmarkt wächst, desto komplizierter wird es… Wir möchten dir gerne einen Überblick verschaffen. Gehen wir von den drei Hauptbestandteilen aus, sieht unsere Aufteilung wie folgt aus:
- Eine dreiteilige Windel wie die ManufakturWindel wird auch All-in-Three (AI3) genannt.
- All-in-Twos (AI2) oder Pocketwindeln gehören zu den zweiteiligen Es gibt in dieser Kategorie auch frei kombinierbare Einzelteile.
- Einteilige Systeme sind gleichbedeutend mit All-in-One (AIO) Windeln.
Warum heißen manche Windeln „All-in“?
Die als All-in-1/2/3 gekennzeichneten Windeln sind vom Hersteller so konzipiert, dass du die Windel kaufst und genauso einsetzen kannst. Die Teile passen immer perfekt zusammen. Deswegen heißen sie häufig Komplettwindeln. Hierzu gehören auch die Pocketwindeln mit ihrer speziellen Taschenform.
Außerdem lassen sich Windelteile meistens zusammenknöpfen. Deswegen werden viele auch gerne Snap-in-One (SIO) genannt.
Freie Kombinationsmöglichkeiten im zweiteiligen Baukastensystem
Unter die zweiteiligen Systeme fallen auch ganz viele Produkte, die herstellerunabhängig miteinander kombiniert werden können. Hier gibt es eine Vielfalt an Überhosen als Nässeschutz in unterschiedlichsten Formen. Saugmaterialien können beispielsweise wie eine komplette Windel aussehen – nur ohne Nässeschutz (Höschenwindeln) – oder einfach nur aus einem mehrlagigen Rechteck (Prefold).
Letztendlich sind viele Windelteile miteinander kombinierbar, unabhängig davon, ob es vom Hersteller so gedacht war oder nicht. Du kannst zum Beispiel eine Saugeinlage der WindelManufaktur in eine Überhose legen oder damit eine Pocketwindel stopfen. Andersherum passt eine Mullwindel perfekt in eine Innenwindel. In den Nässeschutz einer AI2 passen auch Prefolds, nur dass du dann die Snaps nicht verwendest.
Vermischung von Systemen in einer Windel
Wie jetzt? Das ist doch eine AIO, aber mit einer Tasche. Ist das dann eine Pocketwindel? Oder immer noch eine AIO?
Ab hier wird es kompliziert. Immer mehr Marken kombinieren die besten Eigenschaften der Systeme zu einer Windel. Der Vorteil einer Pocketwindel wird so als Feature für eine AIO oder Höschenwindel genutzt. Du kannst damit zusätzliches Saugmaterial nutzen, ohne dass es verrutscht. Diese Funktion verändert jedoch nicht die Kombination der Hauptbestandteile. Die AIO vereint trotzdem alle drei Elemente und die Höschenwindel bleibt eine saugende Windel ohne Nässeschutz.
Manchmal sieht eine Windel auch nur wie ein anderes System aus, zählt aber nicht dazu. Es gibt Überhosen, die außen aus einem wasserdurchlässigen Stoff sind und innen einen Nässeschutz in Form einer Wanne fest eingenäht haben. Sie sehen wie eine dreiteilige Windel aus, sind aber letztendlich zweiteilig.
Lass dich also nicht davon verwirren. Überprüfe immer, ob alle Hauptbestandteile vorhanden sind. Wenn dies der Fall ist, hast du eine komplette Stoffwindel.
Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme
Nun weißt du aber noch nicht, aus welchen Gründen du welches System auswählen solltest. Unsere kleine Übersicht der Stärken und Schwächen sollen dir dabei helfen. Je nachdem, worauf du Wert legst, kannst du anhand dieser Tabelle dein geeignetes System auswählen:
Materialien - nässeschützend und saugend
Die Windeln, die einen Nässeschutz aus PUL verwenden, haben meistens einen Außenstoff aus Polyester, seltener aus Baumwolle. Bei dreiteiligen Systemen ist der Außenstoff sehr variabel und kann zum Beispiel aus Baumwolle, Jersey, Leinen oder Wolle sein. Der Nässeschutz ist dann aus Polyester/PUL oder Wolle, seltener aus Nylon oder (wie bei unseren Innenwindeln) aus TENCEL™ Lyocell/PUL.
Wird Wolle als Nässeschutz eingesetzt, besteht das Außenmaterial häufig komplett aus Wolle. Es kann aber auch mit anderen dekorativen Stoffen kombiniert werden, zum Beispiel aus Baumwolle oder Leinen.
Saugende Stoffe
Wie schon erwähnt, gibt es vier Grundfasern. Diese haben unterschiedliche Eigenschaften:
In unserem Help Center erfährst du noch mehr über die von uns eingesetzten Materialien.
Oft können die Schwächen der Materialien durch Verarbeitungstechniken, Fasermischungen und Oberflächenveredelungen ausgeglichen werden. Zum Beispiel:
- Hanf saugt zwar eher langsam, kann aber als Jerseystrick verarbeitet wesentlich schneller Flüssigkeit aufnehmen.
- Auf glatter Baumwolle rutscht Milchstuhl weg, Baumwollfrottee fängt ihn besser auf.
- Viskose ist robuster, wenn sie mit Polyester oder Baumwolle gemischt ist.
- Baumwollfrottee wird mit einer Polyesterbeimischung weicher und wird nicht so hart, wenn sie auf der Leine trocknet.
Die Vor- und Nachteile der Verarbeitung findest du hier im Überblick.
Bio, fair, konventionell?
Natürlich wollen wir Stoffwindeln verwenden, die so ressourcenschonend und sozial verträglich wie möglich hergestellt wurden. Es gibt Zertifikate und Siegel, die uns bei der Orientierung helfen, zum Beispiel:
- GOTS
- iVN
- Ökotex
- kbA
- kbT
Auf dem Portal Siegelklarheit vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kannst du alle Siegel miteinander vergleichen und dir ein umfassendes Bild machen.
Diese Labels bezeugen eine unabhängige Prüfung der Faser und ggf. des Herstellungsprozesses sowie der Lieferkette auf der Grundlage von festgelegten Qualitätsstandards. Aber bedeutet dies, dass wir alle anderen Produkte ausschließen sollten? Wir sagen dazu: Nein.
Insbesondere der Stoffwindelmarkt ist von kleinen Unternehmen geprägt, die großen Wert auf eine nachhaltige Produktion auf allen Ebenen legen. Gleichzeitig ist ein Zertifizierungsprozess sehr aufwändig und mit hohen Kosten verbunden. Gerade bei so strengen Siegeln wie GOTS, die eine lückenlose Lieferkette nachweisen, übersteigt der Aufwand den Nutzen. Es ist deswegen auch eine existentielle Frage, ob sich ein Hersteller ein Siegel leisten kann.
Grundsätzlich empfehlen wir, auf solche Siegel zu achten. Wenn kein Siegel vorhanden ist, kannst du immer noch schauen, wie transparent und auskunftsbereit ein Hersteller mit seinen Angaben zur Produktion ist. Letztendlich ist auch die Qualität des Produktes selbst besonders aussagekräftig.
Welches System für welchen Fall?
Sonderfall Hybridwindeln
Vielleicht ist dir schon einmal der Begriff Hybridwindel über den Weg gelaufen. Ähnlich wie beim Auto bedeutet hybrid hier, dass zwei Konzepte miteinander kombiniert werden. Die Mehrwegwindel wird also mit der Einwegwindel gemischt. Im Klartext:
In eine Überhose oder Innenwindel aus Stoff kommt eine Einlage zum Wegwerfen.
Was für einen Sinn macht das? Nun, die Hybridwindel ist in bestimmten Situationen von Vorteil. Zum Beispiel, wenn es keine Waschmöglichkeit gibt. Oder du unterwegs mal keine benutzten Windeln transportieren möchtest. Oder einfach nur, wenn das Leben gerade einen Tick zu stressig für die Extra-Wäsche ist.
Warum dann nicht gleich Einwegwindeln benutzen? Weil diese deutlich mehr Müll machen und mehr Plastik enthalten. Das Vlies der Einlagen ist meistens aus einem Material natürlichen Ursprungs (z. B. Viskose). Die saugende Füllung besteht in der Regel aus Zellstoff und ggf. auch Superabsorber, jedoch in wesentlich geringerer Menge als bei Windeln. Auch Klebstoffe werden deutlich weniger verwendet, lediglich um das obere Vlies mit dem unteren miteinander zu verbinden. Du hast bei den Einlagen einfach eine bessere ökologische Bilanz und gleichzeitig das bessere Material für die Haut deines Kindes.
Darüber hinaus kannst du beim hybriden System weiterhin deine geschätzten Überhosen oder Innenwindeln aus Stoff verwenden und veränderst die Wickelmethode nicht grundsätzlich.
Mitwachsende oder Mehrgrößen-Windeln?
Es gibt Hersteller, die ihre mitwachsenden Windeln als Onesize (oder Birth-to-Potty oder One-size-fits-all) bezeichnen. Damit meinen sie die Verstellmöglichkeiten an den Windeln. Meistens handelt es sich um Snaps auf der Vorderseite der Windel, mit denen man die Leibhöhe verkleinern kann. Diese Funktion verspricht ein Wickeln von Geburt an bis zum Trockenwerden.
In der Praxis sieht es allerdings so aus, dass die Windeln dann doch nicht über die gesamte Wickelzeit halten. Am Anfang sind sie noch zu groß, zum Ende hin – sollte die Windelzeit über zwei Jahre hinaus gehen – sind sie vielen Kindern zu klein. Im Grunde passen mitwachsende Windeln am besten, wenn sie nicht verkleinert sind. Das ist ungefähr von 9 bis 24 Monaten der Fall. Auch von Onesize-Marken gibt es zusätzlich Neugeborenenwindeln und große Größen. Aber das wird oft nicht kommuniziert, weil „mitwachsend“ als Kaufargument viel attraktiver klingt.
Bei einem Mehrgrößensystem kannst du für jede Entwicklungsphase deines Kindes die passende Größe wählen. Das hat zusätzlich zur Passform den Vorteil, dass sich Mehrgrößen-Windeln nicht so stark abnutzen. Viele Mehrgrößensysteme haben ebenso Verstellmöglichkeiten, damit sie möglichst lange passen. Diese sind aber wesentlich reduzierter und so platziert, dass es zum Beispiel keine Wulst am Beinausschnitt gibt.
Es ist wie bei allen Dingen, bei denen die Passform wichtig ist. Warum gibt es zum Beispiel keine mitwachsenden Straßenschuhe? Wie würdest du dich bei einer Babytrage entscheiden?
Natürlich passen auch Onesize-Windeln vielen Kindern. Es ist aber aus unserer Sicht ein Trugschluss, zu glauben, dass diese für die gesamte Wickelzeit ausreichen. So gesehen sind eigentlich alle Stoffwindeln Mehrgrößen-Windeln. Bis auf die gute alte Bindewindel vielleicht.
Wie viele Stoffwindeln benötige ich?
Die benötigte Anzahl an Stoffwindeln hängt von mehreren Faktoren ab:
- Wie häufig macht dein Kind?
- Wie häufig möchtest du durchschnittlich waschen?
- Verwendest du einen Wäschetrockner?
- Welches System benutzt du?
Häufigkeit der Ausscheidungen
Die Frage ist in erster Linie altersabhängig. Ein Neugeborenes macht wesentlich häufiger in die Windel als ein 2-jähriges Kleinkind. Natürlich kommen dann auch größere Mengen heraus, je älter dein Kind wird. In den ersten Lebenstagen uriniert ein Baby durchschnittlich alle 49 Minuten. Zusätzlich kommt noch der Stuhlgang, der häufig getrennt ausgeschieden wird [2]. Das heißt, wenn die Windel nicht länger als zwei Ausscheidungen an deinem Kind bleiben soll, solltest du es anfangs mindestens alle zwei Stunden wickeln. Das sind also ca. 12 Windeln am Tag. Selbst mit drei Jahren liegt das Intervall durchschnittlich bei zirka 90 Minuten [3][4]. Das macht in Summe bis zu acht Windeln am Tag.
Rein rechnerisch hieße dies:
Wir empfehlen, diese Mengen pro Tag zu berücksichtigen. Selbst, wenn du sie nicht benötigen solltest, bist du damit dennoch auf der sicheren Seite.
Trockner oder Leine
Wenn du deine Windeln auf der Leine trocknest, solltest du zu der errechneten Anzahl noch einen Tagessatz hinzurechnen. Also, in unserem Beispiel bist du bei einem 2-Tages-Rhythmus plus einem Trockentag bei 18+9=27 für Neugeborene und 12+6=18 für Ältere.
Bei einem Trockner ist dies nicht unbedingt notwendig, aber empfehlenswert.
Systemabhängig – Windeln versus Wickelvorgänge
Warum sprechen wir noch nicht konkret von einer Anzahl? Weil diese am Ende vom Stoffwindelsystem abhängig ist. Wir haben bislang mit Wickelvorgängen gerechnet. In der folgenden Tabelle haben wir die benötigte Anzahl der WIndeln nach System im Vergleich. Dabei orientieren wir uns nach unseren WindelManufaktur BasisPaket. Dieses hat sich in den letzten Jahren in vielen Familien bewährt:
Hierzu sei gesagt, dass du erfahrungsgemäß zu den AIOs, AI2s und Pockets zusätzlich ein System für die Nacht benötigst. Das wäre zum Beispiel eine Kombination aus Überhosen und Höschenwindel. Oft ist der Nässeschutz der AI2 nicht groß genug für eine Höschenwindel, deswegen müssen auch hierfür eventuell weitere Überhosen angeschafft werden.
Bei Wollprodukten reduziert sich die Anzahl noch weiter, da diese nicht so häufig gewaschen werden müssen.
Wie viel dich das kostet, kannst du auf unserer Seite zum Kostenvergleich nachschauen. Dort haben wir dir auch vorgerechnet, dass du mit Stoffwindeln kostenmäßig immer auf der Guthabenseite bist. Du kannst also getrost großzügig mit der Menge sein. Bei den Mehrgrößen-Systemen wie der ManufakturWindel fällt der Wechsel zur nächsten Größe kaum ins Gewicht, da du die kleinere Größe aufgrund der kürzeren Tragedauer und dem geringeren Verschleiß prima wiederverkaufen kannst. Eine großzügig berechnete Ausstattung ist ökologisch sogar sinnvoll. Die Windeln nutzen sich weniger schnell ab und die Waschmaschine kann effizient befüllt werden.
Stoffwindel-Zubehör
Na klar, wenn du schon waschbare Windeln nutzt, dann leuchtet es ein, den Rest auch wiederzuverwenden. Wir empfehlen folgendes Zubehör.
Lagern von Stoffwindeln in Wetbags
Verwende am besten ein Wetbag (zu Deutsch „Nasstasche“) oder einen Pail Liner in Verbindung mit einem Eimer. Darin kannst du die benutzten Windeln sicher bis zur nächsten Wäsche aufbewahren und anschließend für den nächsten Turnus hygienisch reinigen. Warum Wetbag und nicht Windeleimer und weitere Fragen klären wir auf unserer Seite über das Lagern von Stoffwindeln auf.
Du benötigst zwei große Wetbags zum abwechselnden Lagern der Windeln und zwei kleine für unterwegs.
Po-Reinigung mit Waschlappen
Zur Hautreinigung brauchst du nur Waschlappen und Wasser. Du benötigst ungefähr so viele Waschlappen wie Windeln, denn diese lassen sich schnell mal zwischendurch mit Handtüchern oder anderer Kochwäsche waschen. Du hast bestimmt schon welche im Haus, die du dafür benutzen kannst.
Entweder befeuchtest du die Waschlappen für jeden Wickelvorgang oder du bereitest einen Tagessatz vor. Diesen kannst du in einer Frischhaltedose oder einem Mini-Wetbag aufbewahren. Im Wetbag trocknen die Tücher nach und nach aus, da dieses atmungsaktiv ist. Das ist aber auch nicht von Nachteil, da dann keine Schimmelgefahr besteht oder sich nicht vermehrt Keime bilden.
Wickeln auf einer wasserdichten Stoff-Unterlage
Damit du unterwegs während des Wickelns keine fremden Polster beschmutzt, kannst du wasserdichte Wickelunterlagen verwenden. Diese fühlen sich besonders weich an, schützen vor einer kalten Unterlage und lassen sich bei Beschmutzung einfach zusammen mit den Windeln waschen. Eine bis zwei Wickelunterlagen reichen für die gesamte Wickelzeit vollkommen aus.
Liner und Windelvlies
Waschbare Liner halten den Po deines Babys länger trocken. Sie helfen dir beim Entsorgen von Stuhl und schonen deine Saugeinlagen. Es gibt unterschiedliche Oberflächen mit ihren eigenen Vorteilen. Wir geben dir auf unserer Produktseite über Stoffwindel Liner einen Überblick. Auch hier benötigst du so viele Liner wie Windeln.
In der Betreuung oder unterwegs ist das Windelvlies sinnvoll. Es kann einfach im Restmüll entsorgt werden. Das Windelvlies empfehlen wir ab Beikostalter, da es bei Milchstuhl eher von Nachteil ist. Die flüssige Konsistenz rutscht auf dem glatten Vlies gerne mal seitlich weg, bevor sie aufgesogen wird.
Wer hilft mir bei meiner Entscheidung?
Wir hoffen, dass du jetzt einen besseren Überblick hast. Wenn du durch die Stoffwindel-Seiten im Web klickst, dann verstehst du nun möglicherweise, was eigentlich gemeint ist.
Damit weißt du aber vielleicht noch nicht, welche Windel genau die richtige für dich ist. Du möchtest die Dinge anfassen und aus der Nähe begutachten, damit du dir ein Bild machen kannst?
Nun, wenn du noch Fragen zur AI3-Windel hast, kannst du natürlich unseren Kundenservice kontaktieren. Zum Look-and-Feel kannst du entweder ins Atelier kommen oder dir von einer Stoffwindelberater*in die Systematik zeigen lassen. Diese ist auch kompetent in den anderen Systemen. Bei ihr erhältst du gute Vergleichsmöglichkeiten und vielleicht sogar ein Mietpaket zum Testen.
Quellen
[1] A. Bashari, A. Rouhani, S. M. Shakeri: Cellulose‐based hydrogels for personal care products. Polymers for Advanced Technologies, Vol. 29, Issue 12, 2018, 2853-2867.
[2] G. Gladh, D. Persson, S. Mattsson, S. Lindström, S.: Voiding Pattern in Healthy Newborns. Neurourology and Urodynamics, 19:177-184 (2000).
[3] U.-B. Jansson, M. Hanson, E. Hanson, A.-L. Hellström, U. Sillén, U.: Voiding Pattern in Healthy Children 0 to 3 Years Old: A Longitudinal Study. The Journal of Urology. Vol. 164 (2000), 2050-2054.
[4] M. H. Goellner, E. E. Ziegler, S. J. Fomon: Urination during the first three years of life. Nephron Vol. 28, No. 4, 1981, 174-178.